Mediation

Richard A. Kille hat gemeinsam mit seiner Frau Petra C. Oberwalleney-Kille Mitte Juni 2011 erfolgreich die Ausbildung zum Bau-Mediator abgeschlossen

Schlichten statt Richten


Mediation als Methode zur außergerichtlichen Konfliktbereinigung gewinnt zunehmend an Bedeutung und ist ab sofort auch Teil des Dienstleistungsangebotes des IFR Köln.

Die jüngste Stufe der (R)Evolution der Streitkultur nennt sich Mediation und ist eine klar strukturierte, systematische Methode, Konflikte zu lösen. Sie kann beispielsweise helfen, gerichtliche Auseinandersetzung in Geschäftsbeziehungen zu vermeiden. Denn schon heute enden 65 Prozent aller Gerichtsverfahren mit einem Vergleich. Ziel sollte es aber sein, Streitigkeiten gar nicht erst zu Gericht kommen zu lassen. Vorteilhafter ist es, schon vor einer Klageerhebung in die Mediation zu gehen. Dies spart in den meisten Fällen Geld, Zeit und Nerven: Berechnungen belegen, dass bei einem Streitwert von 50.000 Euro die Mediationskosten nur ein Viertel der möglichen Gerichtskosten betragen. Dabei liegt die Erfolgsquote der außergerichtlichen Schlichtung bei über 75 Prozent. Ein weiterer wichtiger Vorteil: Man geht nicht im Bösen auseinander und erhält die Geschäftsbeziehungen.

Mediation bedeute aber weitaus mehr und versteht sich heute als professionelles Instrument im Konfliktmanagement zwischen Parteien mit unterschiedlichen Wünschen, Zielen oder Problemen.

In den 23 Jahren seiner Sachverständigenpraxis hat Richard A. Kille nahezu täglich erfahren, dass Meinungsverschiedenheiten besser durch Schlichten als durch Richten beseitigt werden können. Als beauftragter Gutachter – Kille ist von der Handwerkskammer Köln für das Raumausstatter- und Parkettleger-Handwerk sowie das Bodenleger-Gewerbe öffentlich bestellt und vereidigt – untersagt ihm allerdings häufig der an ihn gerichtete Auftrag, schlichtend einzugreifen.

Ziel der Mediation ist es, ein Ergebnis zu finden, mit dem die Medianten – also die beteiligten Parteien – leben können. Man spricht hierbei von einer win-win-Situation.

Alle an einen Tisch

Wird er allerdings gefragt und lassen es die vertraglichen Vereinbarungen zu, nimmt er dem Richter gern die Arbeit ab, holt alle Beteiligten an einen Tisch und sucht nach Lösungen, bei denen keiner das Gesicht verliert. Diese Selbstverständlichkeit seines Tuns wird nun zur offiziellen Dienstleistung im IFR Köln, dem Sachverständigeninstitut, das Richard A. Kille gemeinsam mit seiner Frau Petra C. Oberwalleney-Kille führt: Mitte Juni 2011 beendeten er und seine Frau erfolgreich die Ausbildung zum Bau-Mediator.

In einem berufsbegleitenden Kurs über acht Monate im Haus der Technik, Essen, einem Außeninstitut der RWTH Aachen, eignete sich das Ehepaar Kille das Wissen der Mediation an. Am Ende der Ausbildung und mit bestandener Prüfung erhielten die beiden Raumausstatter-Meister ihr Zertifikat. „Die Mediation ist die logische Fortsetzung unserer bisherigen Arbeitsphilosophie, Kunden eine bestmögliche und umfassende Leistung zu bieten, ihre Probleme ‚von innen heraus‘ zu analysieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten,“ so Petra C. Oberwalleney-Kille.

Richard A. Kille sieht in der Mediation für sich aber auch ganz neue Betätigungsfelder: „Jenseits der reinen Gutachtertätigkeit wird die Mediation immer öfter auch in der Bodenbelags- oder Immobilienwirtschaft gefragt. Meine Branchenkenntnisse und mein Wissen in der Mediation bilden die Basis für ein modernes Konfliktmanagement, ohne das heute kein großes Unternehmen mehr auskommt.“

Handschlag statt Urteil: Im Mediationsverfahren steht die gütliche Einigung und nicht die Frage nach der Schuld oder einem vermeintlichen Rechtsanspruch im Vordergrund

Ein Team schweißen

Kille spielt hier auf das Konfliktpotenzial unterschiedlicher Interessengemeinschaften an, beispielsweise von Marketing-, Technik- und Verkaufsabteilungen eines Unternehmens. „Hier hat sich gezeigt, dass die Mediation eine Möglichkeit ist, aus den verschiedenen Abteilungen, die unterschiedliche Interessen vertreten, ein Team zu schweißen, das gemeinsam gesetzte Ziele nicht nur verfolgt, sondern auch erreicht“, so Kille.

Ein anderes Beispiel sind Bedarfsanalysen in der Immobilienwirtschaft: So stehen Betreiber von Krankenhäusern oder Altenpflegeheimen nach Erfahrung des IFR immer wieder im Konflikt mit der Frage; „Welches ist der richtige Bodenbelag und welche Reinigung und Pflege für den Unterhalt ist die richtige“. Hier kann Kille aus dem Vollen schöpfen und sowohl sein Fachwissen als auch seine Fähigkeiten als Mediator voll ausspielen.

„Insbesondere durch die Zertifizierung von Mediatoren mit Sachverständigenund Expertenwissen wird garantiert, dass in der Betreuung die entsprechende Sachkompetenz gegeben ist“, erklärt Kille, dass neben der methodischen Sicherheit auch die sachliche Kompetenz des Mediators eine wichtige Rolle für die Analyse des Konflikts spielt.

Viele Konflikte entstünden auch dadurch, weil das, was man sagt, nicht das ist, was man meint. Und das, was man sagt, nicht immer das ist, was der andere auch versteht, so Kille: „Wir müssen eben wieder lernen zuzuhören.“

Im Falle eines erfolgreichen Mediationsverfahrens wird der Mediationsabschluss je nach Regelungsbedarf durch die Hinzuziehung eines Notars in rechtlich gültige und verbindliche Form gebracht.

Was ist Mediation?

Mediation ist eine klar strukturierte, systematische Form der Lösung von Konflikten. Mediatorinnen und Mediatoren unterstützen als neutrale Dritte die Konfliktparteien beim Prozess der Kommunikation und der selbstverantworteten Lösungsfindung in nahezu allen Bereichen. Das strukturierte Verfahren wird mit dem Ziel angewendet, Auseinandersetzungen mit Hilfe eines neutralen Dritten, des Mediators/der Mediatorin, zu bearbeiten, ohne ein Gericht zu bemühen. Mediationsverfahren werden mittlerweile in vielen Rechtsgebieten durchgeführt, überwiegend im außergerichtlichen Bereich.

 

Bau-Mediation

gewinnt zunehmend an Bedeutung; denn die geringen Kosten des Verfahrens sowie der Konfliktaufbereitung sind evident. Zudem ist das Verfahren vertraulich, freiwillig und die Parteien bearbeiten eigenverantwortlich ihre Lösungen. Die Bau-Mediation kann bereits in Vertragsverhandlungen oder projektbegleitend zur Verhinderung oder Eingrenzung eines Streites sowie in bestehenden, unter Umständen hocheskalierten Baukonflikten eingesetzt werden und dient der Erarbeitung einer Win-Win Lösung, die nicht nur Kosten spart, sondern auch dem Erhalt von Geschäftsbeziehungen und gegenseitigem Respekt.

Quelle: Haus der Technik

Die Gesetzeslage

Bereits 2008 wird eine Europäische Mediationsrichtlinie (2008/52/EG) veröffentlicht. Die Bundesregierung beschließt am 12. Januar 2011 einen Regierungsentwurf zur Förderung der Mediation. Dieser Entwurf eines „Gesetzes zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung“ (BT-Drs. 17/5335, BT-Drs. 17/5496) wird am 14. April 2011 im Bundestag in erster Lesung behandelt und zur weiteren Beratung in den Rechtsausschuss überwiesen. Während einer öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses zum Gesetzentwurf zur Mediation am 25. Mai 2011 bildet insbesondere die neben der außergerichtlichen und der gerichtsnahen Mediation vorgesehene gerichtsinterne Mediation einen Streitpunkt. Einigkeit wird nur bei der Notwendigkeit der vorgesehenen Erweiterung der Ausbildungs- und Fortbildungsregelungen für Mediatoren erzielt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Gesetz in absehbarer Zeit verabschiedet wird.

Das Mediationsgesetz ist am 26. Juli 2012 in Kraft getreten.

Quelle: http://gesetzgebung.beck.de/node/1006516

Die VOB

Ein Zeichen dafür, dass außergerichtliche Regelungen an Bedeutung gewinnen zeigt sich auch darin, dass in der Novellierung der VOB, Teil B ein Paragraph eingeführt wurde, der bei Verträgen die Vereinbarung außergerichtlicher Streitbeilegung vorsieht. Im § 18.3, VOB, Teil B heißt es: „Neben anderen kann auch ein Verfahren zur Streitbeilegung vereinbart werden. Die Vereinbarung sollte vor Vertragsabschluss erfolgen.“ Mit diesem Paragraph ist als Streitbeilegungsverfahren auch die Mediation gemeint.