Marketing für Raumausstatter, Vision oder Realität

Vorwort

Der Begriff Marketing und das, was der einzelne darunter versteht, versteckt sich hinter vielen Gesichtern.

Fachliteratur sowie Seminare und Fachvorträge zum Thema Marketing sind heute nachgewiesenermaßen ein Renner.

Bekannt ist aber auch, daß solche Weiter- und Ausbildungsmaßnahmen, unter der Headline „Marketing`; noch nicht die richtige Interpretation gefunden haben, daß sich Handwerker und somit auch Raumausstatter, wie wir es sind, unbedingt damit befassen wollen.

Nicht selten sind von Raumausstatterkollegen Stimmen zu hören, die da sagen, „Marketing für uns?, wir sind ein Familienunternehmen und müssen uns um das tägliche Arbeitsleben kümmern“.

Unrealistisch ist häufig die Antwort, und die Frage nach der sich mittlerweile selbst überholenden „Corporate Identity“ wird als überzogen und nicht in die Praxis umsetzbar, mithin als unrealistisch bezeichnet. Eigentlich ein Widerspruch, denn Raumausstatter befassen sich mit Visionen, realistischen und unrealistischen Aufgaben, wenn es darum geht, für einen bisher unbekannten Kunden, Räume so auszustatten, daß der Kunde sein von ihm gewünschtes Wohngefühl erfährt, und in seinen Räumen Behaglichkeit empfindet.

Sicher eine schwere Aufgabe, die das tägliche Arbeitsgeschehen des Raumausstatters begleitet. Hier stellt sich die Frage realistisch oder unrealistisch, Theorie oder Praxis, wo beginnt theoretische und wo praktische Kreativität. Die Sinnesorgane steuern durch Sehen, Hören, Riechen und Fühlen als direkte Einflußgeber den Menschen und seine Empfindungen. Mag sein, und so zeichnen sich auch die Gespräche ab, daß Psychologen dem Glauben verfallen sind, realistisch sein zu können.

Als Raumausstatter, schlichtweg als Handwerker, sich mit den physischen Hintergründen zu befassen, wird schwer sein, denn dafür fehlt die Zeit. Dennoch ist es interessant, einmal darüber nachzudenken, ob überhaupt eine realistische Beurteilung seiner selbst und der Umgebung möglich ist. Bei einem Ausflug in die Philosophie wird von Plato schon im vierten Jahrhundert vor Christus unsere Situation gegenüber der Außenwelt in einem berühmten Gleichnis beschrieben:

… Die Situation der Menschen, so stellte er fest, gleicht der von Gefangenen, die in einer Höhle mit dem Rücken zum Eingang angekettet seien. Vor allem, was sich vor der Höhle abspiele, bekämen sie nur die Schatten zu Gesicht die von dem Höhleneingang auf die ihnen gegenüberliegende Wand geworfen würden. Die Schatten aber so fährt Plato fort, hielten die Menschen für die Wirklichkeit selbst. So seien sie eigentlich doppelt betrogen …

Diese aus dem Buch: „Wir sind nicht nur von dieser Welt“ zitierte Formulierung von Hoimar von Ditfurth klingt plausibel und dürfte deutlich machen, wie weit entfernt die Realität ist.

Ähnlich und ebensowenig greifbar sind dann vielleicht die Begriffe „Marketing“, „Corporate Identity“ oder für uns als Raumausstatter „Kreativität“.
In welches Wörterbuch man auch schaut, die immer wiederkehrende Erläuterung zum Begriff Kreativität heißt „schöpferisch“.

Deutlich wird, daß „Marketing“, „Corporate Identity“ und „Kreativität“ einen großen Interpretationsspielraum freilassen, der sicher auch bei den nachfolgenden Ausführungen nicht der Weisheit letzter Schluß sein wird. Keinesfalls soll von dieser Stelle aus belehrt werden, sondern es wird erzählt, wie und in welcher Form es Raumausstatterkollegen geschafft haben, regional und überregional erfolgreich zu sein, indem sie ihr eigenes Marketing, ihre eigene Corporate Identity mit ihrer eigenen Kreativität geschaffen haben.

Was bedeutet handwerkliches Marketing für Raumausstattung?

1990 sprachen wir noch über den westdeutschen Markt, kurze Zeit darauf über den gesamtdeutschen Markt, und die rasante Entwicklung läßt es heute zu, daß wir über den europäischen Markt sprechen. Viele Wirtschaftszweige haben es verstanden, sich den Gegebenheiten des europäischen Marktes anzupassen, und zukunftsweisend nach vorne zu schauen.

Es ist zwar nicht zu verallgemeinern, aber dennoch sind gerade in unserer Branche Handwerkszweige eher damit beschäftigt, ihre traditionellen Organisationen konservativ zu verteidigen. Von Innungen wird Gemeinschaftswerbung lanciert, und auch die einheitliche Berufskleidung hat nicht nur bei den Raumausstattern Einzug gefunden, sondern auch bei Malern, Sanitärfachleuten, etc..

Die Frage, die sich stellt, was denkt der Kunde/Verbraucher über seinen von ihm persönlich ausgesuchten Raumausstattermeister, wenn er feststellt, daß sich dieser in einer Arbeitskleidung und einem Outfit uniformiert, sozusagen von der Stange bekleidet und sich anonym verwechselbar präsentiert. Natürlich ist es begrüßenswert, daß ein Raumausstatter-Meisterbetrieb durch ein bestimmtes Outfit unverwechselbar erkannt werden kann, aber dennoch braucht er seine eigene, persönliche Identität, die ihn möglicherweise von dem im Umfeld liegenden Wettbewerb unterscheidet.

Die Betriebe, die ein eindeutiges Marketing betreiben, und sich mit „Corporate Identity“ präsentieren, scheinen auch nicht immer zufrieden zu sein. Zwar haben sich viele intelligente Köpfe, z.T. hochwissenschaftlich mit der Konzeptionierung von Firmenlogos, Briefbögen, Visitenkarten, Kuverts, Autoaufschriften u. ä. befaßt und hierbei auch hervorragende Produkte geliefert, nur häufig haben sich der Handwerksbetrieb oder der dahinterstehende Handwerksmeister und schon gar nicht seine Mitarbeiter damit identifizieren können.

Wir wissen heute, daß ein Kunde genauso durch eine glänzende, edel anmutende Häuserfassade abgeschreckt werden kann, wie auch andererseits durch eine vernachlässigte Schaufensterfront, deren Erscheinungsbild sich nur durch das Ausbleichen der ausgelegten Produkte ändert.

So wie sich der Raumausstatterbetrieb nach außen hin präsentiert, ist auch die Erwartungshaltung des Kunden. Zumeist wird der Handwerksmeister/Unternehmer die von ihm geprägte Philosophie auch dem Kunden vermitteln können, nur was passiert, wenn die Mitarbeiter des Unternehmers nicht die Philosophie verstehen oder nicht annehmen.

Ein interessantes Gespräch mit einem Raumausstattermeister, der in einer deutschen Großstadt nach 25 Jahren eines der am Ort befindlichen 10 besten Häuser führt, zeigte mir deutlich auf, wie einfach es sein kann, einen regionalen Kundenstamm zu betreuen, der besonders die Arbeitsweise des Unternehmens schätzt.

Das oberste Gebot waren verbindliche Terminaussagen und Pünktlichkeit. Weiterhin hat er ständig wiederkehrende Probleme aufgelistet und versucht, diese abzustellen. Jedem ist bekannt, daß beim Handling von massiven, nicht zaponierten Messingstangen Hautkontakt, d. h. also nach dem Anfassen zu späterer Zeit „dunkle Anläufe“ entstehen.

Also, so sagt er, haben wir hochwertige Garnituren und automatisch auch gleichzeitig hochwertige Gardinen nur noch mit weißen Handschuhen montiert. So haben wir nicht nur das Problem beseitigt, sondern gleichzeitig waren wir in einem bestimmten Kundenkreis Gesprächsthema.

Immer wieder kam es vor, daß besonders im Herbst Mitarbeiter nicht aufgepaßt haben und den am Schuhwerk anhaftenden Kontaktschmutz in die Wohnung einbrachten, und somit Reinigungsmaßnahmen notwendig waren. Diesen Ärger, und somit auch die kritischen Blicke der Kunden, wenn wir mit Straßenschuhwerk den Teppichboden der Wohnung betreten haben, sind wir aus dem Weg gegangen, indem heute jedes Fahrzeug vier große Filzpantoffeln (sogenannte Überzieher) beinhaltet, die vor der Wohnungstür an- und ausgezogen werden.

Wieder waren wir Gesprächsthema und letztlich haben wir mit geringen Kosten uns vom Wettbewerb deutlich unterschieden, und zudem Anerkennung nicht nur bei alten, sondern auch bei neuen Kunden erfahren.

Natürlich ist auch die Professionalität eines Handwerksunternehmens von großer Bedeutung. Auch hier hat sich gezeigt, daß nicht selten ein „Do-it-your-selfer“ mit Werkzeugen, Hilfsmitteln und Maschinen besser ausgestattet ist, als der von ihm beauftragte Fachhandwerker.

Dies sind nur einige, praxisorientierte Hinweise, und vielleicht finden Sie selbst einmal bei der Durchforstung Ihrer Struktur Möglichkeiten, auf ähnliche Weise sich, Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen „zu vermarkten“.

Werbung zu teuer ?

Wer heute die Tageszeitung aufschlägt, wird von Werbung und Anzeigen (je nach Wochentag) förmlich „erschlagen“.

Daß nicht jeder Handwerksbetrieb/nicht jedes Familienunternehmen die Möglichkeit hat, täglich oder allwöchentlich Zeitungsannoncen aufzugeben, dürfte unter Berücksichtigung der nicht unerheblichen Kosten klar sein, wobei betriebswirtschaftlich gesehen ca. 5% des Jahresumsatzes für Werbung ausgegeben werden sollte.

Keine Werbung ist auch nicht richtig. Was halten Sie von regionaler Direktwerbung? Folgendes wurde mit großem Erfolg bereits praktiziert:

  1. Herstellen von Referenzmappen durch Einbinden von Prospektmaterial einzelner Zulieferer zu bestimmten Produktgruppen mit einem unternehmensspezifischen Deckblatt und evtl. mit Referenzen (Fotos) von Objekten, die am Ort bekannt sind.
  2. Verteilen der Referenzmappen an Plätzen, wo Menschen mehr oder weniger „die Zeit totschlagen müssen“, weil sie warten. Das heißt, die Referenzmappen müssen in Besucherzimmern/Wartezimmern von Ärzten, Rechtsanwälten und Notaren etc. ausgelegt werden.

 

Bestimmt lohnt es sich einmal, Kontakt in Ihrem näheren Umfeld mit den „Freiberuflern“ aufzunehmen.

Ihr Markenzeichen

Praktiziert wurde und bewährt hat sich das Einarbeiten einer Plakette mit Ihrem Markenzeichen, Firmennamen und Telefon- Nummer, z. B. innerhalb des Fußbodens oder auch irgendwo im Objekt eines repräsentativen Ladenlokals o. ä.

Zum Beispiel: Ein Messingschild im Bereich der Garderobe (neben oder unter dem Schild für Garderobe keine Haftung), mit dem Hinweis „Raumausstattung oder Fußbodenarbeiten, Firma .. , Telefon-Nr. .. , hat schon wahre Wunder bewirkt.

Diese Know-how, kombiniert mit einer exzellenten Betriebsplanung und Führung ist nur eine Interpretation des Begriffs „Marketing“.

Erfolg ist kein Zufall sondern das Ergebnis der Planung.

Raumausstatter als Experten ihres Fachs

So wie sich Menschen deutlich voneinander unterscheiden, so unterschiedlich sind auch die Erfolgswege von Raumausstatterunternehmen/Handwerksbetrieben.

Fachkompetenz ist gefragt

Es ist nicht einfach, aber ein Muß, daß Raumausstatter in ihrem Fach immer auf dem Stand der Technik sein müssen.

Bereits die Tagespresse beeinflußt den Kunden und seinen Informationsbedarf. Denken wir nur einmal an die Formaldehyd-Hysterie oder an die jüngste Vergangenheit, Mottenschutzmittel in Wollteppichen.

Fachzeitschriften, wie die Raumausstatter-Zeitschriften „Boden Wand Decke“ oder auch „Objekt“, sind Informationsquellen, die notwendige Kenntnisse vermitteln können. So entwickelt jeder Raumausstatter sein eigenes Beratungskonzept, das fachlich so fundiert sein muß, daß der Kunde sofort erkennt – HIER SPRECHE ICH MIT EINEM FACHMANN.

Bei genauem Studium der Raumausstatter- Fachliteratur sowie der DIN-Normen, Richtlinien und Merkblättern wird deutlich, daß entsprechende Schriften mehr oder weniger exzellente Beratungskonzepte vorgeben. Die VOB (Verdingungsordnung für Bauleistungen) ist sicher unter den Baurichtlinien ein gern gekaufter Bestseller, der erfahrungsgemäß nur wenig oder nur auszugsweise gelesen wird. Der ausführende Handwerker, in unserem Fall der Raumausstatter, befaßt sich verständlicherweise, wenn überhaupt, nur mit bestimmten Passagen, und schon gar nicht mit dem Teil 0 „Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung“, weil dies als „Architektensache“ gesehen wird.

Aber gerade der Teil 0 gibt interessante Hinweise für ein Beratungskonzept, das direkt in die Praxis umgesetzt werden kann.

Hier einige Beispiele der Textpassagen aus dem Teil O der DIN 18 365 „Bodenbelagarbeiten“, Ausgabe Dezember 1992.

Die nachfolgenden Textpassagen und Antwortenhinweise zeigen auf, welche Hinweise und Informationen Sie benötigen, um ein erstes Beratungsgespräch am Objekt zu führen, wenn es um Fußbodensanierung- und/ oder Bodenbelagverlegemaßnahmen im Neubau geht.

Teil 0.2 „Angaben zur Ausführung“

Teil 0.2.1 „Art und Beschaffenheit des Untergrundes, Art und Dicke der einzelnen Schichten . . .“

Die Grundsatzinformation wird hier hinterfragt, d. h. durch Befragen des Kunden oder eigene Prüfung ist festzustellen, was für Fußbodenkonstruktionsaufbau vorliegt (Holzdielenboden, Verbundestrich, schwimmender Estrich, Estrich auf Trennschicht etc.). Ebenfalls ist festzustellen, um welche Untergrundart/Estrichart es sich handelt (Steinholzestrich, Anhydritestrich, Zementestrich etc.).

Teil 0.2.2 „Besondere thermische Einflüsse auf den Untergrund von unten nach oben sowie von außen nach innen…“

Feuchtigkeit ist heute immer noch Bauschadensursache Nummer 1.
Die Prüfung eines Untergrundes soll an dieser Stelle nicht behandelt werden. Die weitergehenden, bauwerksspezifischen Gegebenheiten sind von besonderer Wichtigkeit, d. h. thermische Einflüsse und Feuchtigkeitseinwirkung von unten ist z. B. zu erwarten, wenn im Kellergeschoß ein Heizungsraum eingerichtet ist und direkt oben drüber im Erdgeschoß eine Küche, die z. B. mit elastischen Bodenbelägen ausgestattet werden soll. Häufige Fußbodenschäden entstehen auch bei dem Ausbau von Kellergeschossen, wenn ohne weitergehende Prüfung oder Hinterfragung des Fußbodenkonstruktionsaufbaus Kellerböden mit elastischen, d. h. dampfdiffusionsdichten Bodenbelägen belegt werden. Gebäude in der Nähe von Flüssen oder Seen oder auch Gebäude in Hanglage geben Anlaß den Kunden zu fragen, ob es zu bestimmten Jahreszeiten Hochwassersituationen gibt, oder irgendwo, auch bei benachbarten Gebäuden Wasserschäden bekannt geworden sind.

Die Frage nach entsprechenden Feuchtigkeitsabdichtungsmaßnahmen gemäß DIN 18 195 „Bauwerksabdichtungen“ ist gegenüber dem Kunden angebracht sowie auch der Hinweis, daß Sie selbst als Auftragnehmer nicht prüfen können, ob entsprechende Abdichtungsmaßnahmen vorhanden sind.

Teil 0.2.3 „Bei beheizten Fußbodenkonstruktionen, Art der Heizung, Art und Dicke des Untergrundes, Lage der Heizrohre und Heizelemente, Ausführung von Bewegungsfugen …“

Bei vorhandener Fußbodenheizung ist es natürlich zu wissen, ob es sich um eine Warmwasser- oder Elektrofußbodenheizung handelt. Auch die Frage nach dem Einbausystem ist wichtig, denn dies entscheidet, welche Überdeckung die Rohre oder Leitungen innerhalb der Fußbodenkonstruktion haben, damit sie nicht Gefahr laufen, im Rahmen der Fußbodenarbeiten möglicherweise ungewollte Beschädigungen des Heizsystems zu verursachen. Ein unabdingbares Muß ist das vom Bauherrn zu erbringende Auf- und Abheizprotokoll bei neuen Fußbodenheizungen.

Teil 0.2.4 „Art und Vorbehandlung der Untergrundoberflächen, z. B. bürsten, schleifen, saugen, vorstreichen, ganzflächiges Spachteln…“

Die Ergebnisse der Untergrundprüfung sind entscheidend für einzelne Arbeitsschritte für die Vorbehandlung/Vorbereitung der Untergrundoberflächen.

Während neue Untergründe, die dem Stand der Technik bzw. der anerkannten Regel des Fachs entsprechen, in ihrer Art und Beschaffenheit bekannt sind, erscheint es besonders wichtig, alte Untergründe genauso zu prüfen. Denn zu häufig entstehen Fußbodenschäden dadurch, daß auf alten Hilfsstoffschichten (alte Vorstriche und Spachtelmassen) neue, hochwertige Vorstriche und Spachtelmassen aufgetragen werden, und nach einigem Nutzungszeitraum Bruchzonen entstehen, die dann in den alten Hilfsstoffschichten vorliegen.

Deshalb der Hinweis an dieser Stelle: Nicht nur neue Estrichuntergründe sind fachgerecht hinsichtlich ihrer Eignung zu prüfen, sondern insbesondere auch alte, bereits schon einmal vorgestrichene und gespachtelte Untergründe sollten mit Gitterritzgerät, Hammer und Drahtbürste geprüft werden.

Teil 0.2.5 „Farbtönung, Flächenaufteilung, Oberflächenbeschaffenheit, Dicke, Verwendungszweck, besondere Eigenschaften der Bodenbeläge, z. B. Stuhlrolleneignung, Feuchtraumeignung; zusätzlich bei textilen Belägen, Strapazierwert, Komfortwert, Treppeneignung . . .“

Während im Objektbereich meistens die künftige Nutzungsart und Intensität bekannt ist, zeigt der Privatbereich (Eigenheime, Wohnungen etc.) nicht von vornherein deutlich, welcher Nutzungsart und Intensität Bodenbeläge unterliegen. Deshalb ist es wichtig, beim Kunden zu hinterfragen, ob möglicherweise im Wohnzimmer oder in einem anderen Raum ein Sekretär oder Schreibtisch eingerichtet wird, wo u. a. ein Bürostuhl mit Rollen eingesetzt werden soll.

Die zu diesem Punkt benötigten Informationen lassen sich auch im Rahmen der nachfolgenden Checkliste im Detail klären, so daß Sie in jeder Hinsicht dem Kunden- Hinweis und Wunsch gerecht werden können, wenn es z. B. darum geht abzuchecken, welche Teppichbodenkonstruktion und Farbgebung fizr das Eigenheim oder für die Eigentumswohnung oder auch Mietwohnung die richtige ist.

Checkliste für das Beratungsgespräch

Die Dura-Tufting-Fabrik hat bereits vor längerer Zeit die Checkliste für das Beratungsgespräch in Form einer Broschüre erstellt. Diese fünf Punkte umfassende Checkliste ist immer noch hochaktuell und eindeutig eine Stütze für den beratenden Raumausstatter.

1. Mietwohnung oder Eigenheim/Eigentumswohnung

2. In welchem Raum soll der Teppichboden eingesetzt werden?

  • Diele/Flur (auch Wohn-Diele in ständiger Benutzung?)
  • Wohnzimmer (Spielt sich hier das ganze Leben der Familie ab? Spielen hier auch Kinder?)
  • Eßzimmer (eigener Funktionsraum oder ins Wohnzimmer einbezogen?)
  • Kinderzimmer (wieviel Kinder pro Zimmer? Nur Schlafraum oder auch Spielzimmer?)
  • Schlafzimmer (kombinierter Wohn-/Schlafraum oder nur Schlafraum?)
  • Küche (reine Funktionsküche oder mit Eßplatz, evtl. Wohnküche?)
  • Badezimmer (reiner Baderaum oder auch mit WC?)
  • Hobbyraum (kombinierter Hobbyraum für Party, Sport, Basteln oder reiner Partyraum?)

3. Wie stark werden Ihre Räume beansprucht?

  • Wieviel Personen leben ständig im Haushalt?
  • Wieviel Kinder und wie alt sind sie?
  • Wieviel Räume hat die Wohnung? – Haben die Sitzmöbel Rollen, breite Auflageflächen oder Spitzfüße?

4. Wie stark ist die Verschmutzungsmöglichkeit?

  • In welchem Stockwerk liegt die Wohnung?
  • Bei Parterre-Wohnungen/Eigenheim:
    a) Hat der auszulegende Raum direkten Außenzugang?
    b) Wie ist die Vorreinigung geregelt? (normaler Abtreter, Schmutzfangmatte, Schmutzschleuse oder wie?)
    c) Wie ist die Hausumgebung beschaffen? (Steinfliesen, Asphalt, Kies, Rasen, Acker?)

5. Wie ist der Raum gestaltet?

  • Mobiliar (besondere Stilrichtung etc.)
  • Tapeten und Dekorationen (unifarbig, klein- oder großgemustert)
  • Teppiche und Brücken (Stilrichtung, Farben, Größe)
Reinigung und Pflege von Bodenbelägen ->Versäumnisse bringen Ärger

Niemand wird bestreiten, daß dies eine Notwendigkeit ist.

Wie diese Arbeiten durchzuführen sind, werden wir dann sehen, wenn die Beläge erst einmal verlegt sind.

Deren Reinigungsfreudigkeit wurde vom Belaghersteller schließlich garantiert. Es wird übrigens ein erfolgloses Unterfangen sein, im gesamten Angebot von Bodenbelägen ein Produkt zu suchen, das nicht als „pflegefreundlich“, „easy to clean“, „protect top (-pad)“ o. ä. angeboten wird. Mindestens der Hinweis, daß das Produkt problemlos „einzupflegen“, oder sonstige gute Reinigungseigenschaften aufweist, wird sich immer finden.

In der Beschaffungsphase sind ohnehin ganz andere Kriterien ausschlaggebend. Für die Farbwahl beispielsweise wird jeder Bauherr und Architekt Stunden oder gar Tage aufwenden. Hell sollen die Farben sein und möglichst einfarbig. Musterungen oder Marmorierungen stören die „Reinheit“ der Gesamterscheinung. Das Erscheinungsbild ist oberstes Gebot. Der Kunde ist zufrieden bis zu dem Tag, wo er feststellen muß, daß sein Teppichboden angeschmutzt ist.

Hervorragende Fasertechnologien sorgen heute dafür, daß ein angeschmutzter Teppichboden optisch immer noch sauber aussieht. Sie können sich vorstellen, wenn ein so hochwertiger Teppichboden einmal so verschmutzt ist, daß man den Schmutz bereits sieht, obwohl die Teppichbodenkonstruktion aus Fasern besteht, die schmutzverbergend sind, ist ein Reinigungsversuch in üblicher Weise oft hoffnungslos. Nur mit aggressiveren Reinigungsmitteln und abrasiven Hilfsmitteln (Bürsten, scharfe Pads etc.) ist dann möglicherweise der hoffnungslos verschmutzte Teppichboden noch zu reinigen, nur schadlos bleiben die Teppichbodenfasern dann nicht mehr, und die Folge ist, daß kurze Zeit später die nächste Beanstandung abzuwarten ist, wenn der Kunde die schnelle Wiederanschmutzung reklamiert.

Der Weisheit letzter Schluß, Reinigungsgeräte (Trockenreinigung und Sprühextraktionsverfahren) an Kunden, die nunmal Laien sind, zu vermieten, ist auch nicht von Erfolg gekrönt. Jedem ist bewußt, daß es unabdingbare Notwendigkeit ist, dem Kunden nachweislich die Reinigungs- und Pflegeanleitung des jeweilig verlegten Bodenbelages zu übergeben. Sicher ist es auch nicht verkehrt, den Kunden bereits bei der Verlegung oder sogar mit einem Anschreiben darauf hinzuweisen, daß man nicht nur Bodenbeläge verlegt, sondern diese auch in Form von professionellen Reinigungsmaßnahmen wartet.

Die Vorgabe für eine Reinigung und Pflege nach dem Sprühextraktions- und/oder Shampoonierverfahren sind der RAL 91 A 2 (Sprühextrahieren/Shampoonieren) zu entnehmen. In einem Handbuch der europäischen Teppichgemeinschaft war wiederum vor längerer Zeit eine immer noch, für heute sogar hochaktuelle Checkliste für das zu reinigende Objekt abgedruckt.

Hier einige Auszüge:

1.

Art und Grad der Verschmutzung

  • Gering – normal – stark
  • Bereits gereinigt? ja – nein
  • Verleckungen:
  • Besonderheiten:

2.

Oberseitenbeschaffenheit

  • normal – verdichtet – verfilzt – abgenutzt

3.

Herstellungsverfahren

  • Nadelvlies – Polvlies – getuftet – gewebt – gewirkt – geklebt

4.

Oberseitenkonstruktion

  • Schlinge – Schnitt – Schlinge/Velours

4.1

Teppichtyp (bei Polteppichen)

  • Glatt – hoch/tief strukturiert – grob – fein (Softv.) – gekrauselt (Kräuselv.) – (Shag)

4.2

Polhöhe

  • Kurz – mittel – hoch – extrem hoch

5.

Materialzusammensetzung

 

5.1

Nutzschicht (Polfasern)

  • Naturfasern (Wolle, Bw.), Chemiefasern (PA, PAC, PES, PP, CV) Mischung

5.2

Grund- oder Trägermaterial

  • Grundgewebe: Pflanzliche Fasern (Jute, Flachs, Hanf, Baumwolle) – Synthetik (PP, PES)
  • Träger: Gewebe (Jute, PP) – Vlies (PES)

5.3

Rückenausführung

  • Appetiert – latexiert (Verfestigungsschicht) – Schaumbeschichtung (SBR-Latex, PU, PVC) – Schwerbeschichtung – Textilrücken (Jutegewebe, Synthetikgewebe oder -vlies)

6.

Untergrund

  • Untergrund (Zementestrich, Anhydritestrich, Asphaltestrich, Betonrohdecke, Spannplatte)
  • Nutzboden (PVC, Flexplatten, Holz, Parkett, Stein)
  • sonstiger Untergrund

7.

Verlegung

  • Lose ausgelegt – lose gelegt (Klebeband als Randbefestigung), Haftgitter (oder -vlies) – ganzflächig geklebt (Dispersionskleber, Kunstharz/Lösemittelkleber, schwarzer leitfähiger Kleber, WA-Kleber)
  • Verlegemängel: nein – ja
  • Zwischenräume (Fugen) zwischen den Teppichbahnen – gelöste Nahtstellen – lose Stellen in der Fläche/im Randbereich – gelöste Nagelleisten – sonstige Mängel.

8.

Angaben zu Objekt

  • Anzahl Räume:
  • Größe der Flächen:
  • Transport: Treppe/Fahrstuhl
  • Müssen Möbel transportiert werden?
  • Mit wieviel Ampere sind die Leitungen abgesichert?
  • Wo befindet sich der nächste Wasseranschluß?
Anzuwendenes Reinigungsverfahren

Einschränkungen für die Grundreinigung:

  • nein – ja (Teppichkonstruktion – Verlegung – Untergrund – Mängel)
  • Geeignetes Reinigungsverfahren:

  • Shampoonierung, Sprühextraktion, Kombination, Spezielle Arbeitsweise
  • Natürlich wäre auch ein Beratungssystem nicht schlecht und vielleicht hift Ihnen die folgende Aufstellung:

    Das Beratungssystem

    tabellel1a


    Da wir gerade beim Thema Checklisten sind, hier ein paar Anregungen.

    In der Fachliteratur sind wenig Hilfestellungen dieser Art gegeben, so daß wir uns Gedanken gemacht haben, wie am einfachsten, z.B. ein Feuchtigkeitsmeßprotokoll oder eine Untergrund-Checkliste kurz abgefaßt werden kann, oder auch ein Kundenrapportblatt, auf dem zusätzliche Arbeiten oder die durchgeführte Leistung überhaupt vermerkt wird.

    Nachfolgend finden Sie drei Grundformulare, die Sie ohne weiteres übernehmen können.

    a) Checkliste: Feuchtigkeitsmeßprotokoll für Bodenbelagarbeiten

    b) Checkliste: Untergrunds-Checkliste für Bodenbelagarbeiten

    c) Checkliste: Kundenrapportblatt

    Viele Themen, die uns als Raumausstatter wichtig sind, wurden hier nur angerissen. Sicher besteht die Möglichkeit, ein komplettes Buch oder sogar eine Heftreihe zu diesem Thema zu konzipieren, nur Sie und ich selber wissen, die Zeit ist häufig nicht da, sich intensiv um diese Angelegenheiten zu kümmern.

    So werden wir auch in diesem Jahr in vielzähligen Seminaren (über 40 Seminarveranstaltungen sind bundesweit bereits wieder geplant) das Thema Bodenbelag und Fußbodentechnik behandeln, und immer, wie bereits im vergangenen Jahr, uns auch die Zeit nehmen, über den Handwerker als Kaufmann im Dienstleistungszeitalter zu diskutieren und nachzudenken.

    Das Ganze, komplettiert mit der gewohnten Kreativität der Raumausstatter, ist wie bereits beschrieben, nur einer der Wege, die zum Erfolg fuhren. Ein Beispiel der möglichen Kreativität in der Fußbodengestaltung verdeutlicht die abschließende kleine Reportage über ein Objekt, das sich an der nördlichen Hangseite des Lago Maggiore (Tessin) in der Schweiz befindet.

    Im Wohn-/Eßzimmer dieses Objektes befand sich textiler Bodenbelag, der z.T. lose und ungewöhnlicherweise zum anderen Teil vollflächig geklebt war. Der Untergrund bestand aus einem z.T. durch Feuchtigkeit beschädigten Mosaik-Parkett und zum anderen aus einem Zementestrich, der aufgrund fehlender Feuchtigkeitsabdichtung mit Epoxidharz beschichtet war (Bild 1).

    Eigentlich ein hoffnungsloser Untergrund. Alternative Verlegemethoden und moderne Hilfsstoffprodukte machten es möglich, diesen Fußboden in zwei Tagen komplett zu sanieren und neu zu gestalten. Zunächst wurden die durch Feuchtigkeit beschädigten Parkettflächen vom Untergrund entfernt und die daraus entstandenen Aussparungen mit einer Spezialspachtelmasse (mit Rapideffekt) ausgefüllt (Bild2).

    Foto 1
    Foto 1
    Foto 2
    Foto 2


    Nach Reinigung der Gesamtfläche wurde eine lose legbare 4,0 mm dicke Schaumunterlage (Bahnenware) vollflächig ausgelegt (Bild 3). Diese spezielle, lose legbare, 4,0 mm dicke Unterlage weist an der Oberfläche eine Glasgewebeschicht auf, die als Druckverteiler dient. Direkt auf diese Oberfläche können dann textile und elastische Bodenbeläge geklebt werden.

    In diesem Fall wurde, wenn Sie so wollen, ein einfacher, biederer, homogener PVC-Belag in zwei Farben verlegt/geklebt. Die Besonderheit ist nur, daß die gesamte Fußbodenfläche mit kleinen PVC-Platten beklebt wurde, die aus zwei farblich sich unterscheidenden Flächenpaaren bestehen (sogenannte Rhomboiden), die es zulassen, nicht periodische Parkettierungen herzustellen (Bild 4).

    Foto 3
    Foto 3
    Foto 4
    Foto 4


    Es ist unmöglich, diese zwei sich farblich unterscheidenden Flächenpaare in einem regelmäßigen Rapport zu verlegen. Ist einmal der Anfang gemacht (Bild 5 und 6), entsteht ein unterschiedlich dimensioniertes Flächenbild, daß das menschliche Auge dreidimensional aufnimmt (Bild 7 und 8).

    Foto 5
    Foto 5
    Foto 6
    Foto 6

    Foto 7
    Foto 7
    Foto 8
    Foto 8


    Die Geschmäcker sind unterschiedlich, und somit wird nicht jedem eine so gestaltete Fußbodenfläche gefallen. Muß sie auch nicht, denn einzig und allein ist wichtig, daß „der Kunde König‘ seine Wünsche erfüllt bekommt und wie in diesem Fall, bis heute, stolz darauf ist, eine Fußbodenfläche zu besitzen, die in der Schweiz wohl einmalig sein dürfte.

    So unterscheidet sich eben ein Raumausstatter als fachlich verzierter, ausgebildeter Handwerker von Billiganbietern, die solch eine Leistung nicht anbieten, möglicherweise auch nicht einmal anbieten können, so daß der Preis nicht mehr im Vordergrund steht.