Perfekte „Nähte“ mit neuer Schweißnaht

Oberflächenbeschichtete Beläge einwandfrei verschweißen/verfugen

Drei Folgen lang beleuchteten wir in der Serie „Wisch und weg“ (RZ 6/7, 8 und 9) das Thema oberflächenbeschichtete elastische Bodenbeläge und trugen die Besonderheiten zusammen. Insbesondere unter anwendungstechnischen Gesichtspunkten mahnten wir ein Umdenken an: Während die Entwicklung der werkseitigen Oberflächenschutzschichten in den letzten Jahren schnell vorangegangen ist, ergab sich keine Modifizierung der Verarbeitungstechnik insbesondere im Hinblick auf das Verschweißen/Verfugen.

Bei Einsatz konventioneller Techniken und Werkzeuge zum Nahtschluss führte die thermische Einwirkung zur Veränderung der schweißnahtangrenzenden Oberflächenversiegelungen: Im Zuge des Gebrauchs wurde diese Veränderung optisch sichtbar, nicht selten auch dadurch, dass entlang der thermischen Verschweißungen erhöhte Kontaktschmutzansammlungen entstanden.
Angestoßen durch diese Erkenntnisse wurde gemeinsam mit Rainer Mees, Anwendungstechniker des Werkzeugherstellers Wolff, an der Modifizierung der Schweißdüsen und des Werkzeugs gearbeitet.

Das Problem

Etliche Verschweißungs-/Verfugungstests an unterschiedlichen oberflächenbeschichteten Belägen mit verschiedenen Werkzeugen zeigten, dass ein ordnungsgemäßer Verbund zwischen PVC-Schweißdraht und PVC-Bodenbelag oft nur dann möglich ist, wenn die werkseitige PU-Lackierung/Oberflächenvergütung beeinträchtigt wird (Bild 1).

Bild 1
Bild 1


Erfolgt das thermische Verschweißen so vorsichtig, dass weitgehend die werkseitige Oberflächenvergütung unbeeinträchtigt bleibt, reicht die Homogenisierung/Verschweißung zwischen PVC-Schweißdraht und PVC-Bodenbelag nicht immer aus und die Nahtfestigkeit fehlt.

Die Lösung

Die Untersuchungen zeigten, dass einerseits eine ausreichende Temperatur zum Verschweißen/Verfugen notwendig ist, diese andererseits aber nicht die Oberflächenvergütung „angreifen“ darf. Konventionelle (Schnell)-Schweißdüsen stießen hier – trotz Veränderungen am Luftdurchlass und der Temperatur – schnell an ihre technischen Grenzen.

Die gesammelten Erfahrungen verdeutlichten, dass ein ausreichend heißer Luftstrom, der gezielt zwischen Schweißdraht und Fuge auftreffen muss, sowie ein definierter Druck und Vorschub zu einem einwandfreien Ergebnis führt. Diverse Prototypen führten schließlich dazu, dass eine neu konfigurierte Schweißdüse in Verbindung mit einer Andrückrolle gleichbleibend perfekte Nahtbilder gewährleistet (Bilder 2 und 3).

Bild 2
Bild 2
Bild 3
Bild 3

Die Technik

Die neue Schweißdüse kann bei korrekter Anwendung Fehlverschweißungen verhindern (Bilder 4 und 5).

Bild 4
Bild 4
Bild 5
Bild 5


Auch Beschädigungen der Oberflächenvergütungen durch den Gebrauch des Viertelmondmessers beim Abstoßen des überstehenden Schweißdrahtes können verhindert werden (Bilder 6 und 7).


 
Bild 6
Bild 6

Bild 7
Bild 7


Erst als dieser Belag ordnungsgemäß thermisch verschweißt werden konnte, wurde der Entwicklungsstand der Schweißdüse als „ausreichend“ und praxistauglich beurteilt.

Parallel hierzu wird zurzeit im IFR Köln unter anderem die Abstoßtechnik oberflächenbeschichteter Beläge verbessert. Gute Ergebnisse zeigt ein seit einigen Jahren am Markt erhältlicher Abstoßspachtel, der speziell für das Abstoßen des Schmelzdrahtes bei der Korklinoleumverfugung empfohlen wird: Beim Abstoßen des Schweiß-/Schmelzdrahtes wird verhindert, dass wie beim Viertelmondmesser, insbesondere bei Unachtsamkeit kaum zu vermeiden, die Oberflächen parallel verlaufend zum Schweiß- und Schmelzdraht beschädigt werden (Bild 8).


 
Bild 8
Bild 8


Da diese Anwendung derzeit zwar eine Verbesserung zur konventionellen Technik offenbart, aber noch keine optimale Lösung darstellt, werden die Entwicklungen hier noch weiterlaufen. Vielleicht können zur Domotex 2008 neue Werkzeuge vorgestellt werden.

Die Resonanz

Um die neue Schweißdüse nicht erst in der Praxis durch den Verleger testen zu lassen, wurden zu einer Präsentation und einem Gedankenaustausch die Anwendungstechniker führender Bodenbelagshersteller und -händler eingeladen. Ihnen wurde nicht nur das Werkzeug präsentiert, sondern sie wurden auch aufgefordert, seine Praxistauglichkeit zu testen sowie Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten der Schweißdüse zu diskutieren (Bilder 9 und 10).

Bild 9
Bild 9
Bild 10
Bild 10


Unsere Erwartungshaltung wurde bei Weitem übertroffen: Die anwesenden Anwendungstechniker diskutierten das Thema des thermischen Verschweißens und Verfugens elastischer oberflächenbeschichteter Bodenbeläge kritisch und konstruktiv. Nach eigenen Praxistests kamen die Teilnehmer zu der Erkenntnis, dass die neue Schweißdüse als das optimale Werkzeug angesehen werden kann, das am Markt zu erhalten ist.

Damit nicht genug: Ein gutes Werkzeug kann durchaus noch verbessert werden. Daher erhielt jeder Anwendungstechniker eine Schweißdüse mit auf den Heimweg, um diese bei der täglichen Arbeit zu testen, um dann eventuell konstruktive Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.

Die Aktion hat bewiesen, dass Industrie und Handel im Sinne des Handwerks dafür Sorge tragen, dass die Bodenleger mit optimalem und einwandfreiem Werkzeug ausgestattet sind.

Auf der Domotex wird im Rahmen der „Aktion Sicheres Handwerk“ (Halle 9) das eine oder andere neue Werkzeug zu sehen sein.

Hinweise für die Praxis

Beim thermischen Verschweißen/Verfugen von elastischen Bodenbelägen ist darauf zu achten, dass

  • die handelsüblichen Heißluftgeräte für das Verschweißen/Verfugen elastischer Bodenbeläge Temperaturschwankungen von 50 °C aufweisen können.
  • immer eine Probefräsung und Verschweißung auf Trockenklebstoff durchgeführt wird, um dann über orientierende Reißprüfung die Qualität festzustellen.
  • bei PVC-Bodenbelägen im Labortest die Anforderung an die Reißfestigkeit bzw. Nahtfestigkeit mit > 240 N/50 mm geprüft nach EN 684 in der EN 649 „Elastische Bodenbeläge; Homogene und heterogene Polyvinylchlorid-Bodenbeläge“ gefordert werden.
  • vor dem Schweißversuch unbedingt der Durchmesser des Schweißdrahtes/Schmelzdrahtes geprüft werden sollte, ob dieser die Mindestsolldicke von 4,0 mm aufweist.
  • für das Fräsen der Fugen Maschinen eingesetzt werden, die parallel zur Tiefeneinstellung des Fräsblattes ein Laufrad aufweisen, das entsprechend der Oberfläche des Belages – da wo erforderlich – das Fräsblatt hebt und senkt.