Holzterrassen richtig grundreinigen

Das Leben im Garten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die damit verbundenen Investitionen steigen nach der Corona-Krise vermutlich weiter an: Viele Deutsche werden ein sicheres und schönes Zuhause einer ungewissen Urlaubsreise vorziehen. Bereits heute stellt der Außenbereich ein lukratives Betätigungsfeld für den Raumausstatter und Bodenleger dar. Outdoor-Möbel, Markisen und Sonnenschutz sowie Terrassendielen gehören bei vielen seit längerem zum Angebotsspektrum. Der Einstieg in dieses Segment kann über die Verlegung oder Reinigung von Terrassendielen erfolgen.

Branchenkenner gehen davon aus, dass in diesem Jahr 20 Millionen Quadratmeter Holz-, Bambus- und Holzwerkstoffdielen in Deutschland verlegt werden. Zu gut 75 Prozent sind es Echtholzprodukte aus Kiefer, kesseldruckimprägnierter Fichte/Tanne, Douglasie, Lärche und Tropenhölzer wie Bangkirai. An Bedeutung gewinnen derzeit modifizierte Hölzer, beispielsweise thermisch behandelte Esche oder Bambus, der zur Gattung der Gräser gehört. Dielen aus Holzwerkstoffen, wie WPC (Wood-Plastic Composite), haben bereits einen Marktanteil von 25 Prozent – Tendenz steigend.

Grundreinigung nach zehn Jahren

Bereits in der Boden-Profi-Folge 91 (RZ 5/2012) haben wir ausführlich über die Verlegung von Terrassendielen berichtet, in dieser Ausgabe widmen wir uns der Reinigung und Pflege. Konkret geht es um eine zehn Jahre alte, frei bewitterte, unbehandelte Bangkirai-Terrasse in Südlage. Der Unterhalt beschränkte sich bislang auf regelmäßiges Fegen und gelegentliches Reinigen mit Wasser.

Eine Grundreinigung mit anschließendem Holzschutz sollte der Terrasse nun zu altem Glanz verhelfen. Die Oberfläche der Dielen wies die übliche graue Patina mit Biofilm-Belag sowie losen Holzfasern auf. Ein normales Erscheinungsbild, hervorgerufen durch permanente Umwelteinflüsse wie Wind, Sonne, Regen und Schnee. Die typische Vergrauung entsteht durch den Abbau des Lignins in den oberflächennahen Holzschichten durch eine intensive UV-Strahlung. In der Folge wäscht das Regenwasser zersetzte Teile aus und die Oberfläche bleicht dadurch aus.

Wichtig: Die beschriebene Patina ist holztypisch und kein Mangel, sie hat keinen Einfluss auf die Funktionalität und Stabilität der Terrasse.

1. IST-ZUSTAND
Eine zehn Jahre alte Bangkirai-Terrasse sollte grundgereinigt und eingepflegt werden.

Schleifen besser als Kärchern

Auch wenn immer wieder von erfolgreichen Behandlungen mit einem Hochdruckreiniger zu lesen ist, raten wir bei Holzdielen grundsätzlich davon ab. Die Gefahr, bei unsachgemäßem Gebrauch das Holz dauerhaft zu beschädigen, ist einfach zu groß. Sinnvoller ist der Einsatz von speziellen Bürsten-Schleifmaschinen, die je nach Flächengröße als kleines Handgerät oder als Standgerät mit größerer Arbeitsbreite angeboten werden. Mit einer einstellbaren Schleiftiefe und auswechselbaren Bürsten lässt sich ein individueller Abtrag erzielen.

Nach dem Abfegen der Dielen wurde ein erster Schleifgang mit einem solchen Handgerät unter Verwendung einer harten Nylonbürste (K60) ausgeführt. Das Schleifen erfolgte in Längsrichtung der Dielen, also in Faserrichtung des Holzes. Die Schleiftiefe und der Schleifdruck wurden so gewählt, dass ein Abtrag bis in die Vertiefung der Rillen sichergestellt war. Das Ergebnis erübrigte einen zweiten Reinigungsschliff, der je nach Verunreinigung möglich sein kann. Soll die Oberfläche nach dem Reinigen unbehandelt weiter genutzt werden, empfiehlt sich mindestens ein weiterer Schleifgang mit einer weicheren Schleifbürste (K120 oder K180), um die Rauigkeit zu reduzieren.


2. GRUNDREINIGUNG
Mit einer Bürstenschleifmaschine konnte der Biofilm-Belag sowie die graue Patina entfernt werden. Schleifbürsten in unterschiedlichen Härtegraden sorgen dafür, dass ein individueller Abtrag bis in die Rillen der Dielen erfolgt.

Zwischenschliff

Im vorliegenden Fall erfolgte eine Behandlung der Oberfläche mit einem Holzöl, das den Schutz der Terrassendielen verbessern und das natürliche Aussehen langer erhalten soll. Der transparente, offenporige Spezialanstrich auf Basis natürlicher pflanzlicher Öle wurde mit einem Flächenstreicher in Faserrichtung aufgetragen und über Nacht trocknen gelassen.


3. ERGEBNIS
Zum Schutz wird ein Öl in zwei Schichten mit Zwischenschliff aufgetragen. Der Schliff mit einer vermessingten Stahldraht-Bürste erzeugt einen seidenmatten Glanz der Oberfläche.

Vor dem zweiten Anstrich erfolgte ein Zwischenschliff mit einer vermessingten Stahl-Drahtbürste, die die noch aufstehenden Holzfasern glättet. Nach dem zweiten Ölauftrag und einer erneuten Trocknungsphase konnte die Terrasse am Folgetag wieder genutzt werden. Die weitere Reinigung und Pflege kann durch Fegen und Wischen unter Zugabe von auf das Öl abgestimmten Reinigungsmitteln erfolgen. Je nach Bewitterung und Nutzung kann eine regelmäßige Auffrischung der Oberflächenbehandlung sinnvoll sein.

Tipp: Vermeiden Sie sowohl beim Angebot einer Terrassendielen-Verlegung als auch bei der Grundreinigung einer bestehenden Fläche den Begriff „Barfußdiele“. Dieser suggeriert dem Auftraggeber eine Eigenschaft, die eine Holzdiele im Außenbereich niemals dauerhaft haben wird.

Wissenswertes

Die Holzforschung Austria (HFA) hat 2020 ein dreijähriges Forschungsprojekt zu Terrassen aus Holz abgeschlossen. Neben bislang unbeantworteten Fragen hinsichtlich Grundkonstruktion und Rutschverhalten wurden die Themen Instandhaltung, Reinigung und Pflege untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in die neue technischen Broschüre „Terrassenbeläge aus Holz“ eingeflossen, die ab September zum Kauf angeboten wird. Wichtig: Die derzeit noch vorliegende Ausgabe (3. überarbeitete Auflage 2016) ist damit überholt.
www.holzforschung.at

Ein umfassendes Kompendium zum Thema Terrassendielen bietet auch der Verband der europäischen Hobelindustrie (VeH) an. Die VeH-Broschüre „Holzterrassen“ (1. Auflage 2013) ist ein kompaktes und praktisches Nachschlagewerk zu den wichtigsten Punkten, die man bei Holzterrassen zu beachten hat.
www.veuh.org

Fazit

Das Grundreinigen und Einpflegen von Terrassendielen kann eine interessante Tätigkeit sein, die auch als Türöffner zur Anbahnung neuer Raumausstatteraufträge funktioniert. Haben Sie die Terrasse selbst verlegt, sollten Sie diese Dienstleistung spätestens alle paar Jahre automatisch Ihrem Kunden anbieten. Nehmen Sie einen Reinigungsauftrag einer unbekannten Holzterrasse an, müssen Sie vor Arbeitsbeginn Ihrer Prüf- und Hinweispflicht nachkommen.

Um das richtige Vorgehen und die geeigneten Produkte auszuwählen, sind unter anderem die Holzart zu bestimmen und die Konstruktion auf Mängel zu prüfen. Auch Terrassendielen aus Holzwerkstoffen sind einer regelmäßigen Grundreinigung zu unterziehen, die sich jedoch von der Bearbeitung eines Holzbodens unterscheidet. In beiden Fällen sollten die Reinigungs- und Pflegeanleitungen der Dielen-Anbieter sowie die Vorgaben der Fachliteratur beachtet werden.